comment to gema-vs-youtube on Spreeblick
Tonträgerindustrie auf dem Ladentisch
I left a long comment at the Berlin city blog Spreeblick which discusses the role of commercial social media, their democracy and the Gema (the german perfomance rights organization). The comment is in german and you can read it also after the click.
Addition on 20.08.2012: A part of this comment which deals with social media and democracy can be found translated in the randform post “translation.”
Die Beispielrechnung über die möglichen Einnahmen von youtube versus das was als Künstlerbeteilung eventuell angeboten wird, bzw. das was in den UK schon Realität ist, ist sehr interessant. Selbst wenn, wie einige Leser hier im Forum meinten der TKP nicht bei 20 Euro sondern eher bei 5 Euro liegt (also die möglichen youtubeeinnahmen mal 1/4 multipliziert werden) würden die youtubeeinnahmen immerhin noch einen Faktor 5*0.25:0.19=6.58 größer als die Abgaben sein, d.h. youtube würde immer noch 7mal soviel verdienen wie ein Contentprovider. Ich finde die Rechnung tatsächlich recht aufschlussreich, aber die Tatsache, dass man eigentlich nach wie vor nicht genau weiss was die tatsächlichen Zahlen sind und was da passiert ist ein Kernpunkt zu der ganzen Thematik. Was ich damit meine möchte ich noch etwas genauer erläutern.
Grundsätzlich, denke ich, sollte man sich im kommerziellen Bereich von Social Media die Frage nach Transparenz und demokratischer Enflussnahme stellen. Dh. in gewisser vereinfachender Weise sind so manche grosse Konzerne mittlerweile so etwas wie “Ministaaten”, vorallem wenn sie über eine starke Kundenbindung verfügen und regelmässige Kunden”zahlungen” erhalten. Die Kunden dieser Konzerne kann man in dieser vereinfachten Sichtweise durchaus als “Einwohner” betrachten, die geleistete “Zahlungen” in Form von “Content”, in Form von “Bereitschaft zur Wahrnehmung von Werbung” oder in Form von tatsächlichen Geldzahlungen für Serviceleistungen wären dementsprechen “Steuereinnahmen”. Natürlich ist die soziale Bindung an einen tatsächlichen Staat viel größer, als beispielsweise in einem kommerziellen Social Network, andererseits ist die (soziale) Bindung eines sehr aktiven Netzwerkmitglieds doch schon sehr stark und oft sehr viel stärker als die übliche Bindung an ein “Brand”. Dementsprechend sollte sich in diesen Bereichen daher auch die Frage nach demokratischer Einflussnahme und Transparenz vermehrt, stellen. Ich finde es verwunderlich, dass hierüber nicht stärker diskutiert wird. D.h. insbesondere finde ich es verwunderlich, dass Googles Geheimhaltungspolitik und Googles eingeschränkte Beteiligungsmöglichkeiten von Youtubeteilnehmern an Geschäftsentscheidungen in weiten gesellschaftlichen Bereichen als völlig akzeptabel gelten, währenddessen eine ähnliche Politik in tatsächlichen Staaten wahrscheinlich schon als “undemokratisch” angeprangert werden würde. Aber vielleicht habe ich hier ja auch ein falsches Bild. Also nochmal kurz: ein Social Network ist kein Staat insbesondere “muss” man nicht Mitglied eines Social Networks wie Youtube werden, allerdings haben die wirtschaftlichen Konsequenzen einer Nichtvernetzung in Social Networks mittlerweile soziale Folgen, die durchaus einer “Staatenlosigkeit” in gewisserweise näher kommen und dieses gilt es zu bedenken. Ich möchte auch nochmal betonen, dass Google mit Youtube hier in diesem Kommentar nur ein Beispiel ist, was ich genommen habe, da es in diesem Kommentar um die Verwertungsrechte von YoutubeKunden geht, d.h. ich spreche hier in diesem Abschnitt von kommerziellem Social Media Firmen im allgemeinen. Insbesondere sollte man auch fairerweise erwähnen, dass Google sich immerhin zumindest um eine Klärung von Verwertungsrechten bemüht (das scheint, wenn ich diesen Beitrag hier richtig verstehe nicht unbedingt als selbstverständlich zu gelten).
Das Demokratieproblem im Bereich Social Media wäre auch längst nicht so problematisch, wenn es genügend Alternativen gäbe, d.h. wenn es zb Firmen oder “SocialMediaGenossenschaften” gäbe, die ihre “Kunden” als zb vollständig demokratisch partizipierende Mitglieder behandeln. In dem Fall könnte man nämlich einfach zu einem solchen Anbieter wechseln und bei den Diskussionen zu Verwertungen ggfs. mitdiskutieren und mitgestalten.
Aber nun zum anderen Teil der beiden Verhandlungspartner – der Gema. Fehlende Alternativen zur Gema und die Verärgerung der Beteiligten über die Gema sind zwar auch problematisch, aber hier scheint der Fall jedoch etwas anders gelagert zu sein. Bei der Gema handelt es sich um einen Verein, dh hier ist eine demokratische Willensbildung prinzipiell zumindest strukturell vorgesehen. Die Geheimhaltungsverpflichtung für die youtubeverhandlungen scheinen daher, so wie ich es verstanden habe an Google zu liegen ?
Auch wenn die Gema als der demokratischere Teil (was die Musiker betrifft) der beiden Verhandlungspartner erscheint glaube ich ist trotzdem nicht jeder unbedingt mit der Transparenz und demokratischen Willensbildung der Gema zufrieden. Gelinde gesagt ist es allerdings auch nicht zu verwunderlich, dass eine über hundert Jahre alte, von einem Walzerkönig mitgegründete Organisation ohne Konkurrenz etwas – sagen wir mal milde – schwerfällig ist. Die Frage ist was man daraus macht.
In dem Kommentar von trinity wurde auf ein Interview mit dem Juristen Volker Tripp im Deutschlandradio verwiesen. In dem Interview meint Volker Tripp, wenn ich es richtig verstanden habe, dass die juristischen und finanziellen Aufgaben, die bei einer Gründung einer Verwertungsgesellschaft entstehen, immens seien. Das kann ich leider gut nachvollziehen.
So sollte man vielleicht in einer Diskussion über Verwertungsrechte von Musikern und die Gema vorallem vielleicht erstmal die Hauptprobleme der Gema herauskristallisieren. Stehen die fest, dann könnte man eventuell über Massnahmen wie Gema-Mitgliederflashmobs etc. nachdenken. Ich sollte vielleicht auch sagen, dass in meiner Familie ein (noch) Gemamitglied vorhanden ist.
Ich fang mal an zwei Hauptdefizite, die mir so auf die Schnelle besonders auffallen zu erwähnen.
Ein grosses Problem, welches schon in dem Deutschlandradiobeitrag erwähnt worden ist, ist das Problem, dass die Verwertungsrechte eines Künstlers beim Eintritt an die Gema übertragen werden müssen. Insbesondere können so Stücke zum Beispiel eigentlich nicht umsonst angeboten werden. Eventuell könnte man überlegen die Verwertungsrechte auf WerksKontingente oder sogar über einzelne Stücke zu übertragen statt auf einen Künstler. So könnten Künstler selbst entscheiden, welche Stücke sie bzw. wann sie, sie der Gema übertragen wollen. Und die Gema hätte ein bisschen mehr Druck eine Möglichst gute Verwertung für die Künstler rauszuholen.
Ein zweites grosses Problem ist die plumpe Ermittlung der Verteilungszahlen. Ein Beispiel: während im aktuellen Verteilungsplan (Vorsicht ca. 75 teilweise recht unleserliche Seiten!) auf der Gemaseite in den Ausführungsbestimmungen zum Verteilungsplan der GEMA für das Aufführungs- und Senderecht V.2.3a immerhin 13 Sendeanstalten erwähnt werden findet sich in IV1 §2 (Verteilung von Erträgen aus dem Nutzungsbereich Online) überhaupt keine Liste von einzelnen Onlinediensten. Genaugenommen hat man den Eindruck, dass hier (noch?) nicht viel differenziert wird. Aber ein grosser Teil der Unzufriedenheit mit der Gema rührt genau daher, dass die Verteilung zu undifferenziert ist. Ein Beispiel: Wenn ein Independentsender, dessen Stücke nicht einzeln bei der Gema aufgelistet werden eine Independentband in heavy rotation spielt, dann schlägt sich das überhaupt nicht in den Gemaauszahlungen nieder (so habe ich das jedenfalls verstanden ?). Dabei sind die heutigen technischen Möglichkeiten doch soweit, dass man das alles eigentlich sehr, sehr viel besser erfassen kann als noch vor zehn Jahren (geschweige denn vor hundert Jahren). Da die Gema doch einen nicht gerade unerheblichen Teil an Gebühren für sich selbst nimmt (Ich glaube jede kleiner Berliner Internetstart-up hätte damit schon sonstwas auf die Beine gestellt) fragt man sich doch warum die technische Infrastruktur so reduziert ist. Warum kann die Gema z.B. nicht ein einfaches Abrechnungsinterface für Onlineshops anbieten? Oder ist derartiges geplant? Ich kann mir vorstellen, dass gerade kleine Labels oder Independent Einzelkünstler so zb über onlinevertrieb zumindest eine Chance auf etwas Einkommen haben und den gegebenenfalls problematischeren SocialMediafirmen so auch aus dem Weg gehen können. Ich kann mir auch vorstellen, dass so manche ein Käufer eher bei einer transparenten “Musikanbietgenossenschaft” :) (oder ähnlichem) mit einer angemessenen Künstlerbeteiligung kaufen würde, als bei einem hauptsächlich profitorientiertem Unternehmen. Letztendlich hängt eventuell auch das Überleben der Gema davon ab, wie flexibel sie mit den neuen Vertriebskanälen umgehen kann. Ich kann mir vorstellen, dass für einige nämlich irgendwann die Selbstorganisation von Konzerten, Merchandising und der Eigenvertrieb im Online shop unter Umständen lukrativer ohne Gema sein könnte und dann kommt das ganz schön darauf an, wieviele das sind. Was würde eigentlich passieren, wenn Google zb plötzlich massive Ausschüttungen auf einzelne Musikstreamingangebote anbieten würde….im Austausch für Alleinverwertungsrechte? :O
August 22nd, 2013 at 11:00 am
I have a QQuestion: You are here promoting DVD’s but isn’t that a technology of like 1000 B.C. ?!
August 22nd, 2013 at 11:19 am
I wasn’t promoting DVD’s. The image was just a random snapshot from a bookstore, for illustrating the GEMA comment.
December 11th, 2016 at 8:50 pm
With havin so much content do you ever run into any issues of plagorism or copyright infringement? My website has a lot of exclusive content I’ve either created myself or outsourced but it appears a lot of it is popping it up all over the internet without my authorization. Do you know any methods to help prevent content from being ripped off? I’d genuinely appreciate it.